Seit Jack Sparrow (Verzeihung, Käpt’n Jack Sparrow) bei seinem allerersten tuntig geschminkten Auftritt eine kleine, sinkende Nussschale elegant kurz vor dem Absaufen durch einen Sprung auf den Bootssteg verlassen hat, sind Piraten ja hipper als hip. Ob die Pirates-of-the-Caribbean-Filme Chris Wooding beeinflusst oder gar inspiriert haben, weiß ich zwar nicht, aber einige Parallelen sind unverkennbar, auch wenn die Freibeuter in Piratenmond nicht zu Wasser, sondern mit Aerium-Gas-angetriebenen Luftschiffen auf Beutezug gehen.
Darian Frey ist ein Weiberheld, wie er im Buche steht, und irgendwie Piratenkäpt’n wider Willen, der im Grunde eher faul ist und ohne seine schlagkräftige Mannschaft oftmals aufgeschmissen wäre. Die Crew setzt sich aus schrägen Vögeln und gestrandeten Existenzen zusammen, die grad nichts anderes zu tun haben, als bei Frey anzuheuern oder irgendwo ziemlich schnell von der Bildfläche verschwinden mussten. Jeder versucht jeden übers Ohr zu hauen, wenn es sein muss, und Schlitzohrigkeit hat ja noch nie geschadet – einem zünftigen (Luft-)Piraten steht sie auf alle Fälle gut zu Gesicht. Frey gerät in eine Intrige staatstragenden Ausmaßes, aus der er sich manchmal mit Geschick, manchmal nur mit viel Dusel und der Hilfe seiner Kumpane herauszumanövrieren versucht. Dabei kracht und knallt es ordentlich und (fast) an jeder Ecke. Es macht einen Heidenspaß, ihn und seine Crew bei ihrer Reise durch wilde Hafenstädte, dunkle Spelunken, mondäne Ballsäle und über die rauen Gebirge Vardias zu begleiten.
Fantasy-SF nennt man das wohl, was da retro-futuristisch und ein bisschen steampunkig (jedenfalls geht der Punk ab!) daherkommt, aber in erster Linie ist es Abenteuergarn, was Chris Wooding auf gut 550 Seiten gesponnen hat. Meist augenzwinkernd und fluffig leicht erzählt, auch wenn dabei gekämpft und gemeuchelt wird. Davon hätte ich gern mehr, denn Piratenmond ist vor allem eins: sehr unterhaltsam.
Alles klar so weit? Ay!