Pulpgeschichten haben eine lange Tradition – was waren das noch für Zeiten, als in den USA Magazine wie Weird Tales, Planet Stories oder Thrilling Wonder Stories eine riesengroße, bunte Spielwiese für Storyautoren boten. Im deutschsprachigen Raum gibt es eine andere Tradition, bei uns fanden vor allem Heftromane ein Massen-Pulp-Publikum. Für Pulpgeschichten geradezu prädestiniert waren von jeher natürlich die Comics. Ich hab als Kind zum Beispiel Gespenster Geschichten verschlungen, wann immer ich ein Heft in die Finger bekam. Jede Ausgabe enthielt mehrere Kurzcomics, die sich wie nix weglasen und immer wieder für einen Schauder sorgten.
Bei der unterfränkischen Kollaboration zwischen Autor Markus K. Korb und Zeichner Christian Krank beziehen sich die beiden auch auf Comic-Anthologien, allerdings eher auf die DC-Comics-Reihe Horror. Korb hat 13 Kurzgeschichten verfasst, Krank hat sie illustriert und jeder Erzählung ein Comic-Cover vorangestellt. Und so entstand ein großformatiges Buch, in dem Pulpstorys und Comicstyle eine sehr ansehnliche Verbindung eingehen: Da macht nicht nur das Lesen Spaß, schon das Durchblättern bereitet nostalgisches Vergnügen.
Die einzelnen Geschichten sind meist relativ kurz und auf eine Pointe zugeschnitten. Der Trashfaktor ist mal mehr, mal weniger ausgeprägt. Man muss so etwas natürlich mögen, ausgefeilte und hintersinnige Storys mit ausführlichen Charakterzeichnungen finden sich in so einem Projekt nicht – aber darauf ist es auch nicht ausgelegt. Eine Geschichte ragt heraus, nicht nur aufgrund ihrer Länge: C-M-B. Hier geht es um eine Gruppe von Sternsingern, die in ihrer Verkleidung in einem kleinen Ort von Haus zu Haus gehen und in einem abgelegenen Gehöft nicht auf spendenfreudige Bewohner treffen, sondern auf Tod und Verwesung. Zudem lauert dort etwas, das sie sich in ihren schlimmsten Albträumen nicht ausgemalt hätten … Neben dem Pulp schlägt hier auch der Gruselfaktor zu. Die Story kam beim Vincent Preis in der Kategorie Beste Kurzgeschichte auf den ersten Platz, außerdem wurde das gesamte Buch in der Kategorie Beste Anthologie / Kurzgeschichtensammlung / Magazin ausgezeichnet. Erschienen ist Schock! beim Altlantis Verlag.
Ein kleiner Wermutstropfen: Der Einband meiner Ausgabe wellt sich leider – da hätte ich wohl besser zum Hardcover gegriffen …